World-Tour 2019 – Indonesien (Java)
Tag 19, Freitag, 01.11.2019 – Mit der Fähre von Sumatra nach Java (km 2881)
Das im Zimmerpreis inbegriffene Frühstück hier hätte ich mir auch schenken können: kalter Kaffee von gestern, Scheibentoast, der auch schon bessere Zeiten erlebt hat und Marmelade, von der man nicht genau weiß, wie lange die schon in der Hitze der Tage gestanden hat. Von Margarine nicht zu sprechen. Die Reste davon sind längst eingetrocknet. Aus Bandar Lampung hinaus auf den Highway komme ich recht schnell. Der führt immer schnurstraks Richtung Südosten zum äußersten Zipfel Sumatras, dem Hafen von Bakauheni. Eigentlich ist die Straße auch gut ausgebaut, teils sogar vierspurig und wenn man erst mal die 20 km aus der Stadt raus ist, wäre es ein Kinderspiel die 80 km in einer Stunden abzufahren. Aber der Highway ist dermaßen ramponiert, sodaß der nur Höchstgeschwindigkeiten von 40-60 km/h zulässt. Trotzdem bin ich gegen halb zehn Uhr am Hafen und finde auch den richtigen Pier schnell. Das Ticket für mich und das Motorrad kostet auch nur 120.000 Rupie, also grade mal 8 Euro! Da war die Überfahrt von Klang nach Tanjung Balai vor zwei Wochen 50 mal so teuer! Die großen Auto-Fähren verkehren stündlich und meine legt auch um 10 Uhr ab. Die Überfahrt nach Merak auf der Hauuptinsel Java dauert etwa 3 Stunden. Bei guter Sicht könnte man in östlicher Richtung den Vulkan “Anak Krakatau” im Meer sehen. Das ist der wiedererstandene Vulkan des legendären “Krakatau”, der am 27. August 1883 explodierte und zu einer Verdunkelung der Erdathmosphäre führte.
Auf Nachfrage führt mich ein Fährangestellter zur Brücke des Captains hoch. Ich sage mal “Hallo” und lasse mir einige Navigationsgeräte erklären. Von hier oben hat man eine tolle Umsicht auf die “Sundastraße”. Das ist die Meerenge zwischen Sumatra und Java. Gegen 13 Uhr legt die Fähre dann sicher im Hafen von Merak an und ich kann meine Reise auf Java fortsetzen. Etwa zwei Stunden fahre ich heute noch die Westküste Javas hinunter zum Ferienort Carita, der direkt am Meer liegt. Nach längerum Suchen steige ich dann im Sun Set View Hotel ab. Die haben auch einen Pool. Und im Gegensatz zu gestern ist der viermal so groß und hat blaues, und nicht grünes Wasseer! Das Hotel ist, wie die bisherigen auf Sumatra, fast leer, denn es ist Low Season – Regenzeit. Das macht es für mich leicht Unterkünfte zu finden. Ein Vorbuchen ist nicht nötig. Ich fahre immer bis in den frühen Nachmittag und suche mir dann eine Bleibe.
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Tag 20, Samstag, 02.11.2019 - Überlebenstraining auf den Straßen Javas (km 3264)
Vor der großen Reise war eigentlich schon klar, daß es auch Tage geben wird, die mir nicht gefallen werden. Und genau so einen habe ích heute erlebt. Doch der Reihe nach: In die Metropole Zentraljavas, Bandung, soll es heute gehen. Das sind mehr als 350 km zu fahren. Da bleibt mir nichts anderes übrig als noch früher aufzustehen. Um fünf Uhr schellt der Wecker und um sechs Uhr fahre ich weg. Die ersten 100 km habe ich schon nach 2 Stunden hinter mir. Es läuft gut und die Straßen sind auch ok. Auch die zweiten Hundert gehen noch gut. An einer Bäckerei halte ich zur Rast an für einen Kaffee und etwas zu Essen. Der Besitzer ist sehr interessiert am Moped und an mir. Er will unbedingt ein Interview und ein Video mit mir machen. Zum Dank dafür bekomme ich alles umsonst.
Um 14 Uhr am Nachmittag bleiben "nur" noch gute 100 km übrig bis Bandung. Aber dann geht's los. Der Verkehr stockt und kommt auch nicht wieder richtig ins Rollen. Stop and Go und Stau. Zu allem Überfluß fängt auch noch die BMW zu kochen an, denn der Kühlerlüfter ist ausgefallen. Den kann ich notdürftigt reparieren, indem ich ihn kurzschließe, sodaß der jetzt immer läuft. Macht nichts aus, denn der hätte im Stau bei den Temperaturen eh nicht mehr abgeschaltet. Ob der Thermostat kaputt ist, oder das Relais, das den Lüfter schaltet, konnte ich nicht feststellt - egal! Um halb sechs wird es dunkel und es fängt noch leicht zu regnen an. Sehr schlechte Voraussetzungen um sich hier im Verkehr mit den idiotisch fahrenden Indonesiern herumzuschlagen. Das Finden einer Unterkunft in Bandung erweist sich auch nicht grade leicht (ich habe nichts reserviert). Nach längerem Suchen finde ich dann das Oyo-Hotel in der Nähe des Hauptbahnhofs. Mittlerweile hat die Uhr acht geschlagen (20 Uhr). Ich sitze also jetzt seit 14 Stunden im Sattel. War ich die vergangenen Tage bei Ankunft am Nachmittag einfach nur "platt", so bin ich heute fix und fertig und einfach nur froh, heil angekommen zu sein.
Für die nächsten Tage muß ich mir wirklich überleegen, wie es weitergehen soll. Denn die nächsten hunderte von Kilometern kann und will ich nicht im Stau stehen. Eine Überlegenung wäre es, dem Verkehr in Zentraljava aus dem Weg zu gehen und das Moped ein Stück mit dem Zug zu transportieren. Am naheliegenden Bahnhaof haben sie mir diesbzgl. schon ein Angebot unterbreitet. Das würde auch nur ca. 45 Euro für die 21 Stunden Fahrt kosten. Ich soll morgen früh um 11 Uhr das Bike vorbeibringen, sagen die mir. Dann wird alles abgefertigt und um 18 Uhr abends geht dann der Zug.
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Tag 21, Sonntag, 03.11.2019 - Im Surfers Paradise Batukaras (km 3549)
Nach der Horrorfahrt gestern, speziell nachmittags und abends, war für mich eigentlich klar, daß ich die Karre auf den Zug lade und mir die nächsten 500 Straßenkilometer schenke. Mein facebook-Bekannter Andrew aus der Gruppe "Indonesia Overland" hat mir einen Alternativweg ans Herz gelegt: und zwar in zwei Etappen die südliche Route an der Küste entlang bis zum Ferienort Batukaras, und am nächsten Tag dann weiter nach Yogyakarta. Trotz oder gerade wegen des Stresses gestern werde ich um 4 Uhr früh wach und überdenke meinen Plan nochmals. Eigentlich bist du ja zum Motoradfahren da, denke ich mir. Also schnell wieder alles einpacken, auschecken und um halb fünf komme ich schon los vom Hotel. Um diese Uhrzeit sind die Straßen selbst in Indonesien noch (fast) leer. Das Navi lotst mich auf die Stadtautobahn, wo sie mich wieder nicht drauf lassen (keine Zweiräder). Und so muß ich einen anderen Weg Richtung Süden suchen. Aber auch das klappt gut. Zwischen Bandung und der etwa 100 km entfernten Südküste verläuft eine Bergkette, die überquert werden muß. In vielen Kurfen und Serpentinen führt die Straße immer weiter bergauf. Oben ist es morgens um halb sechs noch recht frisch und neblig. Das Gebiet hier ist ideal dazu geeignet Tee anzubauen. Und so legen sich die Plantagen auch wie ein grüner Teppich über die Berghänge. Um halb neun habe ich das Gebirge auch schon hinter mir und sehe beim Bergabfahren von Weitem schon den Ozean. Jetzt nur noch die 160 km fast immer der Küste entlang mit sehr wenig Verkehr und ordentlichen Straßenverhältnissen und schon kurz nach Mittag bin ich am Ziel - das war mal ne entspannte Etappe im Vergleich zur gestrigen. Auch ein Hotel finde ich schnell. Es wird das "Salt Cafe Homestay". Der Ort hier ist vor allem bei Surfern bekannt. Badegäste sieht man kaum. Dafür jede Menge Bretter in den Wellen.
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Tag 22, Montag, 04.11.2019 - Von Batukaras noch Yogyakarta (km 3847)
Die Geschichte von heute ist schnell erzählt. Denn es ist ein ganz normaler "Biker-Arbeitstag". Aufstehen um halb sechs und das Frühstück einnehmen, das im Zimmerpreis inbegriffen ist und das das Personal schon gestern Abend für mich vorbereitet hat. Auf den Straßen herrscht wie immer der "normale" Wahnsinn. Sonst keine besonderen Vorkommnisse. Außer daß mich ein wahnsinniger Busfahrer fast über den Haufen gefahren hätte. Der hat doch glatt im Affenzahn eine Kolonne überholt und sich einen Dreck darum geschert, ob etwas (ICH!) entgegenkommt. Ich wollte schon den Fluchtweg in die Pampa nehmen, aber mit Milimeterarbeit hat es grade so vorbeigereicht - mit diesen Idioten im Straßenverkeher hier werde ich mich nie anfreunden können.
Um halb zwei Uhr am Nachmittag habe ich die knapp 300 Kilometer dann hinter mir und bin heil in Yogyakarta angekommen. Auch das von mir präferierte "Nextdoor Homestay" (9,3 bei booking.com) hat noch ein Zimmer frei. Tolle Unterkunft für 16.- Euro mit Swimming Pool. Das gehört einem Holländer mit seiner indonesischen Frau. Wenn hier "europäische Hände" im Spiel sind, ist doch alles sauberer und gut organisiert!
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Tag 23, Dienstag, 05.11.2019 - Sightseeing um Yogyakarta und "Berliner Runde" (km 3953)
Nach elf Tagen ununterbrochenem Fahren (lediglich freie Nachmittage), ist es heute an der Zeit wieder mal zwei Nächte im selbenn Bett zu schlafen. Und das "Next Door Homestay" ist auch ne tolle Unterkunft mit netten Leuten. D. h. für mich, heute ist Sightseeing angesagt. Denn Yogyakarta ist die kulturelle Hochburg Zentraljavas. Vor allem die zum Weltkulturerbe gehörenden jahrhunderte alten Tempelanlagen des Borobudur (buddhistisch) und des Prambanan (hinduistisch). Die habe ich zwar vor vielen Jahren bei meinem ersten Besuch hier schon mal bewundert, aber das Wetter ist schön und so fahre ich halt nochmals dorthin. Stimmt! Fahren! D. h. die Bayerin hat doch keinen Ruhetag. Denn der Borobudur liegt gut 40 km außerhalb der Stadt, und der Prambanan 17 km in die andere Richtung. Zuerst nehme ich mir den Borobudur vor. Die kolossale Pyramide gilt als das bedeutendste Bauwerk des Mahayana-Buddhismus auf Java (wiki) und ist sehr touristisch frequentiert. Das Weltkulturerbe lassen sich die Indonesier gut bezahlen. Denn der Eintritt kostet 350.000 Rupies, also ungefähr 25 Euro. Die Einheimischen kommen fast umsonst rein.
Anschließend fahre ich nach Kaliurang. Das ist ein Dorf am Ausläufer des Merapi Vulkans, der nördlich von Yogya liegt. Der Merapi (indonesich: Feuerberg) ist einer der aktivsten Vulkane Indonesiens und gilt als einer der gefährlichsten Vulkane der Welt. Von Kaliurang aus könnte man den in einer Stunde besteigen. Aber der Gipfel ist in Wolken gehüllt und Zeit den zu besteigen habe ich auch nicht. Also fahre ich wieder runter und nehme mir den Prambanan Tempel vor. Der Prambanan ist die größte hinduistische Tempelanlage Indonesiens und einer der größten hinduistischen Tempel in Südostasien. Auch der würde 350.000 Rupies Eintritt kosten. Aber die schenke ich mir. Ich war früher schon mal drin und den kann man auch von Außen ganz gut sehen. Als ich anhalte und ein Foto schießen will, hält ein Moped neben mir und ein Indonesier spricht mich in recht gutem Deutsch an. Er hat mein Motorrad gesehen und das deutsche Kennzeichen. Er kommt aus Berlin und ist mit seiner Frau und der Tochter gerade auf Heimatbesuch. Ich soll ihm hinterherfahren, er wohnt nur einen Kilometer von hier und lädt mich zum Kaffee ein. Dort lerne ich auch seine Frau und die kleine Tochter kennen. Sie spricht fast perfekt Deutsch und arbeitet als Prokuristin in einem indonesischen Restaurant in Berlin. Ich soll doch mal vorbeikommen wenn ich wieder in Deutschland bin. Jetzt habe ich (endlich) auch Bekannte in Berlin! Bevor ich wieder gehe muß ich unbedingt noch die eigenen Südfrüchte aus ihrem Garten kosten - das mach ich doch glatt! Gut, daß ich mich eine Stunde dort aufgehalten habe, denn jetzt ist der Gipfel des Merapi endlich wolkenlos und man kann den fast 3000 Meter hohen stattlichen Vulkan in seiner ganzen Größe bewundern.
Gut, daß das "Next Door Homestay" einen kleinen Pool zur Abkühlung hat. Denn das Klima hier ist im Gegensatz zu Sumatra recht heiß und trocken. Eigentlich sollte hier schon Regenzeit sein. Aber als Mopedfahrer bin ich froh, wenn es noch ne Weile trocken bleibt.
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Tag 24, Mittwoch, 06.11.2019 - Nächster Stop: Pacitan (NICHT Pakistan!) (km 4164)
Eigentlich ist mein nächstes Ziel der Mount Bromo, einer der bekanntesten Vulkane in Indonesien. Aber bis dorthin sind es mehr als 400 km zu fahren. Das schaffe ich nicht an einem Tag. Und die Autobahn dorthin darf ich nicht nehmen. Also werden es zwei Fahretappen. Einer der Angestellten des Hostels hat mir geraten die südliche Route zur Küste zu nehmen und im Surfer-Ort "Pacitan", nicht zu verwechseln mit Pakistan, Stop zu machen. Das sind auch nur gute 100 km die man in 2,5 Stunden abfahren kann. D. h. ich kann nochmals ausschlafen und sehe mir am Vormittag noch den Sultanspalast von Yogyakarta, den Kraton, an. Eigentlich nichts besonderes zu sehen. Es lohnt sich aber dorthin zu gehen wenn abends Aufführungen mit Schattenspielen und Gamelan-Musik sind.
Um neun Uhr sage ich Tschüss zu den netten Mädels des Hostels, "Fio" und "Rita", und schwinge mich auf die gesattelte BMW. Yogya habe ich auch in 20 Minuten hinter mich gebracht. Heute macht das Fahren wieder mehr Spaß, denn die Fahrt führt durch die Berge und mein Motorradanzug ist frisch gewaschen. Noch einen Tage länger und man hätte den in die Ecke stellen können, so schweiß- und staubdurchdrungen hat der schon ausgesehen. Um halb zwei bin ich auch schon angekommen in Pacistan und habe mich im "Harrys Ocean House" einquartiert. Das ist nur 100 Meter vom Strand entfernt. Aber das Meer lädt auch hier nicht zum Baden ein weil die Wellen einfach zu hoch sind. Deswegen sieht man hier normalerweise auch nur Surfer. Aber außer Clemens und Valentin vom Bodensee, die auch hier wohnen, ist am ganzen zwei Kilometer langen Strand niemand zu sehen. Überhaupt ist das Harrys fest in deutscher Hand. Denn auch zwei junge Mädels aus Hamburg und Bremen haben hier Stop gemacht auf ihrer Reise.
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Tag 25 Donnerstag, 07.11.2019 - Von Pacitan zum Vulkan Bromo (km 4495)
Heute soll die zweite Etappe zum Mount Bromo abgefahren werden. Damit ich zeitig dort bin stehe ich schon um fünf Uhr auf. Denn ab halb sechs wird es hell. Also wieder alles zusammengepackt, die Bayerin beladen und abgefahren - doch sie will nicht anspringen. Das erste mal seit ich hier bin macht sie Mucken. Sie kommt immer ganz kurz, geht dann aber wieder aus. Das wird doch wohl nichts mit der meersalzhaltigen Luft hier zu tun haben. Nach zehn Minuten erfolglosem "orgeln" (mit und ohne Joke) gebe ich es auf. Da hilft wohl nur noch eins: Zündkerzenstecker runter, Zündkerzen abschrauben und ein wenig Sprit in den Brennraum des Zylinders einfließen lassen. Dazu brauche ich aber das Bordwerkzeug, das sich unter dem Sitz befindet. Also alles wieder abpacken. Nach dem dritten mal Zyndkerzenstecker runter, Benzin rein und wieder rauf ist sie dann endlich (wiederwillig) zum Leben erwacht. Das ganze hat mich ne halbe Stunde Zeit gekostet.
Die ersten 50 Kilometer heute führen immer in einem Flußtal mit vielen Kurven entlang. Sehr schöne Gegend und wenig Verkehr. Da kann man schöne "cruisen", sprich das Fahren macht heute erstmal Spaß. Gegen Mittag wird es richtig heiß (temperaturtechnisch), aber auch auf den jetzt weniger guten Straßen ist viel los. Wie fast jeden Tag sind auch heute wieder "die Lahmen und die Blinden" unterwegs, also die lahmen überbeladenen LKWs, die nicht vom Fleck kommen und (warum auch immer) schleichenden PKWs. Hinter denen staut sich der ganze Verkehr auf. Das erzürnt wiederum die blinden Verkehrsteilnehmer, die dann versuchen die Kolonne im Affenzahn trotz Gegenverkehrs zu überholen (Achtung: Gefahrstufe ROT!). Hat man dann eine Kolonne endlich hinter sich, kann man wenn es gut läuft 1-2 km frei fahren, bevor man wieder auf die nächste Gruppe der "Lahmen und Blinden" auffährt. Speziell vor und in der Großstadt Malang geht es nur sehr langsam voran. Immer dann, wenn mir der Kopf wegen der Hitze zu sehr brummt, oder ich zu viel Feinstaub der rusenden LKWs und Busse geschluckt habe, ist es Zeit anzuhalten. Dann suche ich einen der tausenden Supermärkte "Alfamart" oder "Indomart" auf, stelle die Karre ab und stelle mich in den klimatisierten Laden zur Erholung und ein paar Kaltgetränke zu mir zu nehmen. Die sind echt die letzte Rettung vor dem Verkehrsinfarkt.
In Malang führt dei Hauptstraße über eine Brücke. Ich schaue nach links und sehe eine Siedlung nur aus blauen Häusern it blauen Dächern. Ich schaue nach rechts und sehe eine Siedlung nur aus gelb/rot/grünen Häusern mit eben diesen Farben. Sieht echt toll aus. Da musste ich anhalten um Bilder zu machen. Leider konnte mir niemand sagen, was es damit auf sich hat.
Nach Malang führt mich meine Route in die Berge. Der Weg wird schnell sehr steil, sehr eng und leider auch sehr schlecht. Teilweise ist die Straße komplett unbefestigt. Das geht gute 20 Kilometer weit, die viel Zeit kosten. Erst dann mündet dieser Holperweg wieder in eine vernünftige, gut ausgebaute Straße die von der anderen Seite der Insel kommt.
Untergekommen bin ich hier in einem der vielen RedDoorz Hotels, die es in Indonesien gibt. Die Rezeptionistin erlaubt mir sogar das Motorrad im Foyer des Hotels, direkt vor der Rezeption abzustellen. Da kann es der Nachtportier besser im Auge behalten! - Toll !!!
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Tag 26 Freitag, 08.11.2019 - Über den Bromo nach Bondowoso (km 4701)
An das früh Aufstehen habe ich mich ja schon gewöhnt. Aber daß ich mir heute selbst auferlege um 03:30 Uhr das Bett zu verlassen, hängt mit dem Vulkan Bromo zusammen. Der 2329 m hohe Vulkan ist der jüngste Krater des Tengger-Vulkan-Massivs und einer der aktivsten Vulkane auf Java (wiki). Den sollte man sich bei Sonnenaufgang anschauen. Die geht halt schon um kurz nach fünf Uhr auf. Und bis zum Krater sind es noch 20 km bergauf zu fahren. Am Eingang des Nationalparks werden einem 225.000 Rupies abgenommen. Als ich oben angekommen bin traue ich meinen Augen nicht. Da stehen gut 100 Jeeps der gleichen Bauart herum und hunderte von Touristen tummeln sich am Krater. Das hat 1992 noch ganz anders ausgeschaut als ich schon mal hier war. Da waren wir ne kleine Gruppe von unter 10 Leuten. Der Bromo selbst ragt aus den Wolken heraus, die sich im gut fünf Kilometer großen Kraterkessel festgesetzt haben - ein grandioser Anblick! Eine Stunde später, als dann die Sonne hochsteigt, setzt sich die Jeep-Blechlawine auf einmal in Bewegung. Die Autos fahren wie an der Perlenkette gezogen den Kraterkessel hinunter. Ich kenne den Weg nicht, fahre halt hinterher. Der sehr enge Weg besteht aus sehr engen und steilen Kehren aus brüchigen, holprigen Betonplatten. Da ist höchste Vorsicht geboten. Entgegenkommen darf da nichts. Unten angekommen ist alles topfeben. Straßen gibt's keine mehr, nur festgefahrene Pisten aus Vulkanstaub. Kommt man davon ab, kann es schon mal sein, daß man im Sand steckenbleibt. Die Jeeps mit ihren vier Rädern haben es einfacher als ich. Ich fahre die zwei Kilometer ins Innere halt sehr langsam im 1. Gang. Trotzdem kommt die BMW ab und zu ins Schlingern. An den beiden Vulkankegeln des Mount Batok und des Mount Bromo kommt der Troß dann zum Stehen. Alle steigen aus und pilgern zu Fuß zum Krater des Bromo. Für das letzte steile Stück haben die Indonesier sogar eine Treppe gebaut. Und wer fußkrank, zu schwach oder einfach zu faul zum Laufen ist, der kann sich auch auf eines der vielen Pferde setzen, die hier auf ihre potentiellen Kunden warten. Bei diesem Trubel hier sehne ich mich zurück nach 1992.
Am späten Vormittag bin ich dann zurück im Hotel, checke aus, beladen die Bayerin und fahre ins etwa 200 km entfernte Bondowoso. Dort wartet schon der Indonesier "Kaka" auf mich. Er ist auch in der facebook Gruppe "Indonesia Overland" und hat mich eingeladen vorbeizukommen. Mit dem brasilianischen Fußballer Kaka hat er aber auch gar nichts gemeinsam. Ich bin fast erschrocken als plötzlich ein etwa 1,50 m großes Kerlchen neben mir steht und mich begrüßt. Aber er ist sehr freundlich und zuvorkommend und hat einen Coffeeshop an der Hauptstraße. Untergekommen bin ich hier im Palm-Hotel, der zweitteuersten Bleibe der Stadt. Aber was heißt hier teuer. Für gut 20 Euro kann man sich schon mal ein Top-Hotel mit tropischem Garten und 25-Meter Becken gönnen. Am Abend treffe ich mich noch mit Kaka's Biker Kumpels in dessen "Photo-Kopi Coffee House". Die wollen mich morgen alle begleiten an den Kawa Ijen.
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Tag 27 Samstag, 09.11.2019 - Motorradausfahrt mit Kakas Bikertruppe (km 4791)
Eigentlich wollte ich heute gleich weiter zum Kawa Ijen. Doch es ist Wochenende und da machen Kaka und seine Bikertruppe immer ne kleine Ausfahrt. Also schließe ich mich an. Die sieben anderen Jungs fahren alle kleinere Motorräder bis 250 ccm (einer sogar eine Kawa Ninja). Mit von der Partie ist auch noch die Freundin von Kawa. Einer der Jungs ist Polizist und fährt voraus. Wild gestikulierend versucht er bein Überholen die anderen Fahrzeuge zur Seite zu "schieben", damit ich mit meiner BMW und den breiten Koffern auch gut vorbeikomme. Zum Frühstück halten wir an einem Aussichtspunkt, von wo man eine tolle Sicht auf die umliegenden Vulkane hat. Sehr viele andere Biker sind schon da. Der Ort gleicht in etwa der "Löwensteiner Platte", also meinem Motorradtreffpunkt zu Hause. Unser erster Stop ist nach etwa 50 km der Kawah Wurung. Ein Krater eines länst erloschenen Vulkans. Der gehört auch zu dem Ijen-Plateau, einem Vulkankomplex ganz im Osten Javas. Die imposantesten davon sind wohl der Gunung Raung (3332 m) und der Kawah Ijen (2769 m). Die Jungs zeigen mir noch den Eingang zum Nationalpark des Kawah Ijen, den ich morgen besteigen will, und setzen mich dann einige Kilometer weiter im "Arabica Homestay" ab. Wegen des Wochenendes haben die aber nur noch Zimmer der teuersten Kategorie. Und die passen nicht ganz in mein Budget. Aber alles kein Problem. Kaka telefoniert mit seinem Vater. Denn der ist der Chef der hiesige Tourismusbehörde. Das senkt den Hotelpreis dann merklich. Nach dem Mittagessen verabschiede ich mich dann von allen und danke vor allem Kaka für seine Gastfreundschaft. Er hat mir doch tatsächlich zum Abschied noch ein Biker-T-Shirt und eine Packung Kaffee aus seinem Shop geschenkt.
Das Homestay hier ist echt cool. Denn nebenan haben die eine Erdbeerplantage. Die wachsen hier tatsächlich das ganze Jahr über. Und so komme ich in den Genuß von frischem Erdbeersaft - nicht schlecht! Außerdem bauen die hier im Hochland Kaffee an, der weltweit vertrieben wird. Auch in Deutschland haben sie Kundschaft. Und von der Terasse aus kann man den Sonnenuntergang über dem Ijen-Plateau bewundern.
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Tag 28 Sonttag, 10.11.2019 - Über den Kawah Ijen nach Bali (km 4991)
Bevor ich den Sprung zur nächsten Insel, Bali, machen will, steht heute früh noch der Vulkan Kawah Ijen auf dem Programm. Der Eingang zum Krateraufstieg ist nur 20 Minuten vom Arabica Homestay entfernt. Und damit ich nicht zu viel Stress heute haben werde, beginne ich den Tag wie viele vorher sehr früh. Bei Sonnenaufgang um halb sechs ist eigentlich alles gepackt und abfahrtbereit. Nur, die Bayerin will nicht anspringen. Sie ist mausetot und gibt wieder mal kein Lebenszeichen von sich. Auch nach minutenlangem Betätigen des Anlassers. Neben der BMW steht ein schwarzer SUV. Dessen Besitzer kann ich überreden mir mehr Power für das Anlassen durch Überbrücken zu geben - hilft aber auch nichts! Auch das Wechseln der Zündkerzen (Zündfunke ist da) und das Hineingeben von Sprit in die Brennkammer des Zylinders nützt nichts. Ich denke, der Vergaser sollte dringendst ausgebaut und gereinigt werden. Aber hier im Hotel will ich das icht tun. In einer Werkstatt am Besten. Was tun? Ich rufe Kaka an und werfe ihn aus dem Bett frühmorgens am Sonntag. Aber in Bondowoso wo er lebt gibt es wohl keine Werkstatt die das machen kann. Aber er will sich um einen Pickup kümmern, um das Moped in die nächstgrößere Stadt Banyuwangi zu transportieren. Glücklicherweise ist im Arabica Homestay auch eine Bikergruppe aus Surabaya abgestiegen. Und die haben meine vergeblichen Anlassversuche auch mitbekommen. Einige von denen tun sich gleich hilfreich hervor und lassen ihre Connections in Surabaya spielen. Die meinen, am Besten die Karre bis nach Denpasar in Bali zu transportieren. Dort gibt es gute Werkstätten. Das sind etwa 200 Kilometer. Auch einen Truck ab Banyuwangi können sie organisieren. Mittlerweile ist es halb neun Uhr und das "Bayrische Miststück" steht schon seit zwei Stunden in der Sonne. Ein anderer, jüngerer Hotelgast meint, ich solle es doch nochmal probieren - und siehe da, sie gibt erste Lebenszeichen von sich und läuft wenig später sogar an! Also werden schnell alle Pickup-Transporte wieder abgesagt und ich fahre um neun Uhr zum Nationalpark des Kawah Ijen. Nicht um mich zuvor tausendmal für die hilfreiche Unterstützung aller Biker zu bedanken.
Der Ijen ist ein Vulkankomplexes in Ostjava. Am bekanntesten in diesem riesigen Komplex, dessen Basisdurchmesser 75 km beträgt, ist der von kahlen Wänden eingeschlossene Kratersee Kawah Ijen, der von manchen Geologen und Mineralogen als „das größte Säurefass der Erde“ bezeichnet wird. Mit seinem säurehaltigen türkisfarbigen Wasser und seiner heftig dampfenden Solfatare ist er ein zwar eindrucksvolles, aus Sicherheitsgründen aber nicht immer frei zugängliches Touristenziel (wiki).
Der Aufstieg zum Krater wird mit 2 Stunden angegeben (für Indonesier). Aber ich muß heute die verlorene Zeit aufholen, und so bin ich schon nach 45 Minuten oben angekommen. Hier hat sich seit meinem ersten Besuch vor 27 Jahren (1992) nicht sehr viel geändert. Es stinkt gewaltig nach Schwefel (faulen Eiern) und dampft gewaltig aus dem Krater, sodaß man den türkisfarbenen Kratersee kaum sieht. Das Eindrucksvollste hier aber ist der Schwefelabbau im Innern des Kraters. Da steigen einheimische Schürfer mit ihren Körben in das Kraterinnere etwa 100 Meter hinab, dort wo der Schwefeldampf aus dem Erdinneren herauskommt und sich niederschlägt. Mit großen Eisenstanngen brechen sie von den gewaltigen Schwefelfelsen, kleinere Brocken ab und schleppen bis zu 70 kg in ihren Körben den Krater hinauf und dann hinab ins Tal, wo der Schwefel weiterverarbeitet wird. Etwa 10 Cent bekommen sie für 1 kg. Eine echte Knochenarbeit. Ich habe mir mal testweise die 70 kg auf die Schulter legen lassen - mein Job wäre das nicht! Bis ganz hinab in den Krater bin ich nicht gestiegen, denn mit jedem Meter wird der Qualm stärker und der Schwefel reizt die Atemschleimhäute gewaltig. Nachdem mir die Hustanfälle zu viel werden steige ich wieder raus aus dieser Hölle.
Hat der Aufstieg für ich nur 45 Minuten gedauert, so geht der Abstieg noch schneller. Nach 25 Minuten bin ich wieder unten. Einige verwunderte Einheimische kommen mir entgegen, die ich beim Aufstieg überholt habe. Unten angekommen springt die Bayerin auf den ersten Drücker wieder an. Komisch, wenn sie mal gelaufen ist, dann läuft sie wie ein Uhrwerk. Nur anspringen will sie nicht. Eine Stunden später bin ich dann schon an der Fähranlegestelle von Java nach Bali, nördlich von Banyuwangi. Sehr große Autofähren verkehren da ständig. Die Überfahrt kostet auch nur 25.000 Rupies, also etwa 1,60.- Euro. Ich stehe natürlich am falschen Schalter, an dem man nur bargeldlos bezahlen kann. Also muß ich den Fahrer des Mopeds hinter mir dazu überreden, Geld von mir anzunehmen und er meine Überfahrt mit seiner Karte mitbezahlt - geht doch! Die Überfahrt nach Bali dauert nur eine Stunde, die Entfernung ist nicht groß. Auch die Hauptstraße ins etwa 150 km entfernte Denpasar ist in top Zustand und anfangs lässt es sich auch gut fahren. Aber je näher man der Hauptstadt kommt, deste größer wird der Verkehr und die alte Leier mit den "Lahmen und den Blinden" beginnt wieder. Wieder total kauputt komme ich abends um 19 Uhr im zuvor gebuchten "City Garden Bali Dwipa Hotel" in Kuta an.
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