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World-Tour 2017 – Usbekistan

Tag 29 – Freitag, 15.09.2017 – Wüstenralley nach Usbekistan (km 6753)

Auch heute früh muss ich wie schon vor vier Tagen auf das Frühstück im Hotel Beyneu verzichten da ich wegen der anstehenden Mammutetappe früh los will und es das Frühstück hier erst ab 9 Uhr gibt. Alos Aufstehen um sechs, Frühstück im Zimmer einnehmen, packen und die Bayerin aufsatteln. Das Verstauen des ganzen Gepäcks mit dem zusätzlichen 10 Liter Kanister erweist sich als nicht ganz einfach. Der freundliche Typ von der Rezeption hilft mir dabei. Irgendwann ist dann doch alles verstaut. Es geht halt zu Lasten meines Platzes auf der Sitzbank. Hoffe nur, daß die mit Sprit gefüllten Plastikflaschen in den Koffern nicht kaputt gehen. Denn die 85 km bis zur Grenze ist die Straße sehr schlecht, meint der Typ. Und wenn das schon ein Kasache sagt muss es wohl sehr übel sein. Aber ich muss da durch. Einzige Möglichkeit von hier nach Usbekistan zu kommen. Und der Typ sollte Recht behalten. Schon nach dem Abzweig über das Bahngleis wird die Straße unbefestigt. So wie es aussieht war das früher nach dem Bau mal eine Betonpiste. Doch von Beton ist nicht mehr viel zu sehen. Vielmehr ragen die Eisengitter aus den Betonplatten heraus. Wenn es da mal keinen Platten gibt! Die Strecke ist mit Abstand das Schlechteste was ich bisher gefahren bin. Sandig, steinig, holprig, Schlagloch an Schlagloch. Da geht nur der 1. und 2. Gang. Teilweise im Schritttempo. Und das bei meiner Übergepäck an Benzin. Mit den 43 Litern im Rücken komme ich mir vor wie ein übergroßer Molotow-Cocktail, fehlt nur noch die Zündschnur. Heute werde ich sogar von LKW’s überholt. Und es macht mir gar nichts aus. Auch die Autos brettern nur so an mir vorbei. Aber ich kann (und will) halt nicht schneller. Trotzdem hätte mich die Bayerin fast ein paar Mal abgeworfen. Immer dann wenn Sanddünen auf der Strecke liegen wird’s gefährlich. Die mag sie überhaupt nicht. Und dann die Hitze (über 30 Grad) und der viele Sand der sich überall festsetzt. Beim Vorbeifahren der LKW’s wird man regelrecht eingenebelt. Drei Stunden später nach 60 zurückgelegten Kilometern erreiche ich den allerletzten Ort vor der Grenze. Da stehen nur ein paar Häuser – UND: ne Tankstelle! Und die hat sogar Benzin. Also nochmals die vier gefahrenen Liter von Beyneu nachtanken. Etwa 10 Kilometer vor der Grenze nochmal ein Militärcheckpoint der Kasachen. Die fünf Soldaten sind bis an die Zähne bewaffent und vermummt (wegen des Sandes hoffentlich). Aber der Anführer der Gruppe will nur meinen Pass sehen und wünscht mir eine gute Fahrt. Die wünsche ich mir auch bei diesen Straßenverhältnissen.
Gegen Mittag erreiche ich dann endlich die Grenze von Kasachstan nach Usbekistan. Habe also doch nen halben Tag gebraucht für die 85 Kilometer. Nach Vorzeigen des Passes öffnet sich die Schranke zur Grenzabfertigung der Kasachen. Die Grenzer sind gut gelaunt und interessiert am Motorrad. Das beschleunigt die Formalitäten. Pass abstempeln und mal schnell nen Blick in die Koffer werfen, das war’s dann auch. Halt! Da ich aus Russland eingereist bin wollen die von mir doch noch die russische Zollerklärung! Ich krame in den Papieren herum und finde tatsächlich den Wisch noch. Den wollen sie behalten – sollen sie doch, ich brauch den nicht mehr. Der Beamte der den entgegen nimmt spricht sogar deutsch! Toll!
Schlagbaum auf, ich raus aus Kasachstan und 100 Meter weiter warten schon die Usbeken. Hier das gleiche Spiel. Nach Vorzeigen des Passes geht das Eisentor auf und ich fahre rein in die Grenzabfertigung. Parke die BMW hinter vier wartenden Autos. Ein Grenzer winkt mich vor. Ich will vorfahren aber da ist ein 20 Meter langer Wassergraben. Er winkt, ich soll durchfahren. Da durch? Wie tief denn das Wasser ist frage ich. Er zeigt ca. 30 cm an. Wenn die Karre da drin umfällt habe ich ein Problem. Aber es hilft nichts. Mit viel Gas und Schwung komme ich grade so durch und das obwohl der Grund von Sand und Schlamm bedeckt ist. Erste usbekische Hürde genommen. Auch hier scharen sich gleich mehrere Grenzbeamte um die Bayerin und bewundern sie. Der eine oder andere kann auch etwas englisch und ein Smalltalk hat noch nie geschadet an der Grenze. Einer bringt mir sogar die Immigration-Formulare in englisch (doppelt auszufüllen). Pech für mich, daß mich auf dem Weg hierher ein vollbesetzter russischer Bus im Affenzahn überholt hat und die jetzt alle vor mir an der Immigration stehen. Einer der Grenzer sieht das, nimmt mich fast an der Hand und führt mich ganz nach vorn zum Schalter. Diesmal bin ich auf der Überholspur und lasse die Russen rechts von mir liegen. Der Grenzer legt meinen Pass hin und sagt dem Kollegen er soll den zuerst bearbeiten – geht doch! Anschließend noch die Papiere für das Motorrad. Das übernimmt ein anderer und erledigt es schnell. Bleibt also nur noch die Gepäckkontrolle. Habe von anderen Reisenden gehört, daß die so ziemlich alles durchsucht haben. Das wäre schlecht. Denn dann müsste ich die mühsam aufgesattelte Bayerin erneut beladen. Aber auch hier habe ich Glück. Die Usbeken lassen nur ihren Drogen-Schäferhund einmal ums Moped herumschnüffeln und damit hat es sich dann auch. Nicht mal die Koffer musste ich öffnen. Und das alles nur wegen der BMW! Damit bin ich auch schon entlassen und das hintere Eisentor, das Tor nach Usbekistan öffnet sich für mich.
“WELCOME TO USBEKISTAN” sage ich zu mir selbst.
Somit haben mich die Kasachen in 30 Minuten und die Usbeken in 80 Minuten abgefertigt. Von anderen habe ich gehört daß sie bis zu vier Stunden an der Grenze standen. Keine 100 Meter in Usbekistan gefahren kommen sie auch schon angerannt, die Schwarzmarkthändler mit ihren Geldbündeln. Diesmal bin ich besser vorbereitet wie beim Grenzübertritt nach Kasachstan. Denn in Usbekistan MUSS man Bargeld schwarz tauschen da man dann den doppelten Kurs bekommt. Das schweizer Pärchen die ich in Aktau getroffen habe haben mir diesbzgl. Tipps gegeben. Auch über die Höhe des Kurses. Wie die Geldscheine aussehen habe ich im Internet gegoogled. Eigentlich sollte man für 1 Dollar 8000 Som bekommen, aber mehr wie 7000 will hier keiner geben. Da tausche ich halt nur mal 70 Dollar die ich grade im Geldbeutel habe. Nach ner kurzen Stärkung mache ich mich wieder auf, auf die Holperpiste. Denn bis zum Tagesendziel, dem Ort Jasliq sind es noch 150 km. Und die ersten 50 davon wieder ganz schlechte Straßen, so der Rezeptionist vom Beyneu Hotel. Es sind dann doch 60 km bis die Straße endlich etwas besser wird. Aber halt nicht schlagartig. Es kommt mal ein besseres Stück Straße an dem man im 4. Gang schalten kann und 80 km/h fahren. Zu schnell fahren sollte man nicht denn die Straßenverhältnisse können sich innerhalb 10 Meter wieder total verschlechtern. Bis ich dann endlcih Jasliq erreiche ist es 17:30 Uhr am Spätnachmittag. Kurz vor dem Ort ist die Straße jedoch abgeschrankt – ein Checkpoint, Passkontrolle. Die aber geht schnell, ist nur Formsache. Vermutlich deshalb weil der Westen von Usbekistan, die Repuplik Karakalpakstan unabhängig ist. In Jasliq selbst finde ich kein Hotel, aber man sagt mir ein paar Kilometer weiter am Highway gibt es ein Motel. Und tatsächlich, das gibt es hier, und Zimmer vermieten sie auch. Schnell die Bayerin im Hinterhof abstellen und absatteln. Auch zum Essen kann man hier was bekommen. Wusste gar nicht daß Fleich, Kartoffel und Fladenbrot so gut schmeckt. Internet haben die hier natürlich nicht. Ist auch nicht notwendig. Muss das elebte der letzten Tage erstmal aufarbeiten und niederschreiben. Der Wüstenritt heute hat mir und der Bayerin ganz schön zugesetzt.

 

 Tag 30 - Samstag, 16.09.2017 - Auf der Seidenstraße von Jasliq nach Xiva (km 7203)

Der Tag fängt nicht gut an. Beim Packen des Motorrads hätte mich beinahe der Hund des Motels angefallen. Der Besitzer konnte ihn grade noch im Zaum halten. Benzin gibt's hier natürlich keines. Also schütte ich den ersten Reservekanister mit 10 Liter in den Tank. Auch die Kette sieht nach dem gestrigen Wüstenritt ganz übel aus. Die muss gereinigt und neu geschmiert werden. Gegen halb neun komme ich dann endlich los. Tagesziel ist die Stadt Nukus. Anfangs ist die Straße noch in guten Zustand, nach etwa 30 km wird sie wieder schlecht. 2. Gang, 3. Gang, 1. Gang ... ich dachte ich hätte das hinter mir. Irgendwann sehe ich alle Autos links von mir fahren und schaue rüber. Da haben die Usbeken doch glatt ne neue Straße parallel zur alten gebaut. Die ist nagelneu und auf der lässt es sich auch gut fahren. Später kommt mir doch tatsächlich mal ein Motorradfahrer entgegen, der wie ich überland unterwegs ist. Also Arm weit ausgestreckt zum Gruß - Gruß zurück. Gegen Mittag vor der Stadt Khuyayli wird die Gegend plötzlich grün. Bäume, Äcker so weit das Auge reicht. Die Landschaft wird über Kanäle bewässert.  Das Wasser stammt aus dem Fluss Amudarja und seinem weitverzweigten Kanalsystem. Die Gegend hier ist ne große Oase inmitten der Wüste. Nördlich von hier liegt der Aralsee. Der war früher mal ein riesiger Binnensee den die Sowjets für den Ackerbau fast komplett leer gepumpt haben. Man kann dorthin fahren und sich die rostigen Schiffswracks ansehen die jetzt in der Wüste liegen. Würde aber einen größeren Umweg bedeuten den ich mir ersparen will. Stattdessen muss ich schauen wo ich hier Benzin auftreiben kann. Tankstellen gibt's genug aber auf denen steht überall "METAN" geschrieben. Sprich die Usbeken fahren nur mit Autogas weil sie den Rohstoff günstig selbst gewinnen können. Habe zwar noch 10 Liter "guten" Sprit mit Oktanzahl 95 und 92 in den Reservekanistern und auch noch die 4,5 Liter in Plastikflaschen. Aber hier soll man nur Benzin mit Oktanzahl 80 auf dem Schwarzmarkt bekommen. Und das will ich mit dem guten Benzin mischen um über die Runden zu kommen. An einer Bushaltestelle in Khuyayli wo viele Leute rumstehen halte ich an und frage einen wo es hier Benzin gibt. Der winkt einen jüngeren Radfahrer heran und erklärt im was ich will. Der Radler radelt voraus und ich fahre langsam hinterher. 200 Meter weiter biegen wir in eine sehr holprige, unbefestigte Seitenstraße ein an deren Ende ein großes Eisentor steht. Der Typ hämmert wie wild dagegen und ruft einiges rein in den Innenhof. Irgendwann macht einer auf und kommt heraus. Ja Benzin hat er. Ich ritze in die Lehmwand des Nachbarhauses zwei Zahlen rein: 80 und 92. Er deutet auf 92 Oktan was mich freut. Sicher bin ich mir jedoch nicht. 10 Liter kosten 70000 Som, also 7 Dollar. Das ist zwar fast drei Mal soviel wie in Kasachstan, aber immer noch günstiger als zu Hause. Also rein damit in den Tank. Und das Motorrad läuft hinterher auch noch. Habe trotzdem das Gefühl daß der Sprit minderwertig ist. Immerhin waren vor dem Einfüllen noch ca. 5 Liter im Tank der BMW was die Qualität des Gemischs aufwertet.
Da Khuyayli in der Nähe von Nukus ist und es erst 14 Uhr ist hänge ich noch ne weitere Etappe nach Xiva dran. Denn Nukus selbst hat nichts zu bieten. Zunächst führt die Fahrt auf dem Highway Richtung Taschkent. Der ist gut ausgebaut und schnell zu befahren. Innerhalb eines Kilometers kommen mir zwei von der Sonne verbrannte, ausgelaugte, zermürbte Radfahrer mit viel Gepäck entgegen. Der zweite konnte nicht mal mehr den Arm zum Gruß heben. So will ich mal nicht enden! Etwas weiter wird der Highway wieder schlechter. Aber wieder haben die Usbeken ein neues Stück parallel davon gebaut. Nur wie rüberkommen? Mein erster Versuch schlägt fehl. Die BMW hat sich im Sand eingegraben. Mit allergrößter Mühe schaffe ich es dann doch sie wieder frei zu bekommen und zurück auf den alten Highway. Zwei Kilometer weiter sieht die Sache besser aus und der zweite Versuch klappt.
Die Ankunft in Xiva hätte gut am Nachmittag klappen können. Hätte ... wären da nicht wieder diese hundsmiserablen Straßenverhältnisse auf den 80 Kilometern die man vom Highway abzweigen muss. Also das gleich Spiel wie gestern. Fahren nur noch in den unteren Gängen, holpern über Straßen die den Namen nicht verdient haben und Schlagloch um Schlagloch umkurven. Bis ich dann endlich Xiva erreiche steht die Sonne schon tief am Horizont. Am ersten Hotel das ich sehe halte ich an. Das ist voll. Aber mit 5 Sternen und 50 Dollar die Nacht wäre es eh nicht in Frage gekommen. Der freundliche Rezeptionist schickt mich ein paar hundert Meter weiter zum "Lali-Opa" Hostel. Das entspricht schon eher meinem Anspruch. In der Einfahrt steht ein schwarzer VW-Bus mit Erdinger Kennzeichen. "Vitali und die Tadschikbuam" sind unterwegs. Drei Jungs aus Erding, etwa in meinem Alter, machen eine Ralley mit von Deutschland nach Tadschikistan. Sie müssen die Strecke in vier Wochen bis zur Hauptstadt Duschanbe zurücklegen. Anschließend wird das Fahrzeug versteigert und das Geld für einen wohltätigen Zweck verwendet. Dabei ist Vitali nicht der auch russisch sprechende der Dreien sondern der zu versteigernde Bus. Nicht nur sie sondern auch viele andere Fahrzeuge aus Europa machen da mit und am Ende gibt es ne Party in Duschanbe. Jedenfalls kann man mit denen abends zusammensitzen und gemütlich ein paar Bier trinken.

 

 Tag 31 - Sonntag, 17.09.2017 - Xiva

Einer der drei Bayern macht mich nach dem Begutachten der BMW darauf aufmerksam daß am linken Kofferträger ne Schraube fehlt. Bei genauerem hinsehen fällt mir auf, daß der rechte Träger vermutlich deswegen ganz schön verbogen ist und der Koffer etwas nach hinten hängt. Das kommt von diesen Scheiß-Straßen hier (sorry der Ausdruck musste mal sein) und dem fehlenden Benzin weswegen ich die Koffer total überladen habe. Muss die Angelegenheit morgen reparieren (lassen).
Denn heute nehme ich mir die Altstadt von Xiva vor. Xiva ist etwa 2500 Jahre alt und die Altstadt ein beliebtes Freiluftmuseum. Sie liegt in der Oase Choresm zwischen der Roten und Schwarzen Sandwüste. Die rote habe ich schon hinter mir, die schwarze fehlt wohl noch. Xiva war ein bedeutender Ort der Handelsroute der Seidenstraße. Die Minarette der Stadt lockten als Wüstenleuchttürme viele Karawanen an und brachten somit Steuereinnahmen. Heute ist Sonntag und damit Markttag. Der Bazar befindet sich gleich hinter der Altstadt. Ich glaube die ganze Stadt mitsamt Umgebung ist hier unterwegs. Da kannst du alles kaufen und vielleicht auch deine Frau gegen ein Kamel eintauschen.

 

 Tag 32 - Montag, 18.09.2017 - Großer Kundendienst

Heute muss ich mich dringend um den lädierten rechten Koffer und den Kofferträger kümmern. Sonst liegt der irgendwann auf der Straße. Der freundliche Rezeptionist macht telefonisch einen Schmied aus der mir weiterhelfen kann. Ich fahre hin und erkläre mit Händen und Füssen sowie der Übersetzungs-App was ich will. Nämlich zwei neue Halter aus Eisen am rechten Koffer für die verbogenen Aluminium-Halter. Und den Kofferträger auf der linken Seite wieder grade biegen sodaß das Lochbild für die verlorene Schraube wieder passt. Aber auch die Usbeken machen wie die Ukrainer ne Doktorarbeit daraus. Nach fast 2 Stunden sind dann die beiden Halter fertig (das hätte ich daheim in einer Stunde hingekriegt). Aber Anschrauben ist nicht mehr denn jetzt ist 2 Stunden Mittagspause. Da muss ich ja nochmal hierherkommen. Am Nachmittag haben sie's dann hingekriegt und auch noch ne Schraube gefunden die am Kofferträger fehlte. Habe dann nach langem Verhandlungsmarathon 80000 Som bezahlt. Das sind etwa 10 Euro.
Jetzt brauche ich nur noch Benzin mit möglichst hoher Oktanzahl. Auch hier hilt der freundliche Herr an der Rezeption. Zwei Straßenblöcke weiter gibt's ne kleine Werkstatt die so was literweise verkauft. Habe den 10 Liter Kanister füllen lassen und noch fünf Liter in den halbvollen Tank der Bayerin. Es sollen wohl 91 Oktan sein. Sicher bin ich mir nicht und kontrollieren kann ich's auch nicht.
Den schönen Sonnenuntergang kann man am besten auf dem Turm des Kunia Ark beobachten. Dabei verändert sich die Farbe der Häuser, Moscheen und Minarette von lehmbraun nach hell-  nach dunkelrot und schließlich nach grau.

 

 Tag 33 - Dienstag, 19.09.2017 - Von Xiva nach Buchara (km 7683)

Mal wieder drei Tage im gleichen Bett geschlafen. Wollte heute eigentlich spätestens um acht wegkommen da die Etappe nach Buchara weiter im Südosten von Xiva doch etwa 470 km umfasst. Auf das super reichhaltige Frühstück im Lali-Opa Hostel wollte ich dann doch nicht verzichten (Fladenbrot, Marmelade, Kekse, Kaffee, gebrannte Erdnüsse, Spiegeleieger mit Reis und Gemüse, Pfannkuchen, Trauben, Pflaumen, Wassermelonen, ... echt top!!!  Also Abfahrt erst um halb neuen. Auch heute fahre ich wieder mit 20 Liter Benzin im Rücken wie eine Benzinbombe durch die Gegend. Aber es kommt halt keine Tankstelle die nächsten 400 km! Habe ich vor drei Tagen noch eine Abfahrt zu früh vom Highway hierher abgebogen und musste deshalb über Stock und Stein fahren, so nehme ich heute die richtige Route zum Highway. Die führt über die Provinzstadt Urganch. Und da sind die Straßen in passablem Zustand. Die ersten 40 Kilometer des Highways sind jedoch in keinem guten Zustand. Also wieder wie gehabt Schlaglöcher umfahren. Immer wieder mal kommt ein gutes Stück Straße. Dann gibst du Gas um wenig später mit 90 oder 100 Sachen abprupt in eine Stelle zu brettern die mit Schlaglöchern übersäht ist - das macht keine Spaß ihr Usbeken! Nicht mal die Hauptverkehrsader vom Nordwesten in den Südosten in die Hauptstadt Taschkent ist in durchgehend gutem Zustand. Wenigstens kann ich heute auf die mit Benzin gefüllten zusätzlichen PET-Flaschen verzichten. Nach 40 Kilometern eine Offenbarung, ein Wunder: Vor mir tut sich eine vierspurige Autobahn auf die daheim nicht besser sein könnte. Also ran ans Gas und die verlorene Zeit aufholen.
Mit dem Grün der Oase um die Gegend von Xiva und Urganch ist es auch bald vorbei. Wieder nur Wüste an Wüste so weit das Auge reicht. Immer wieder mal bläst der starke Seitenwind ne Brise Sand über dich oder rollt einen Dornenbusch über die Straße. Kamele oder ähnlich großes Getier quert hier nicht die Straße. Höchstens mal ne Wüstenmaus. Ne halbe Stunde später traue ich meinen Augen nicht. Vor mir auf der Autobahn vier Radler. Ich fahre vorbei hebe die Hand zum Gruss und lasse die Bayerin ausrollen. Dann warte ich auf die vier jungen Leute um HALLO zu sagen. Es sind drei Jungs und ein Mädel aus Spanien und Frankreich. Die sind trotz des Gegenwindes noch guten Mutes und auch von Xiva nach Buchara unterwegs. Nur daß sie eben mindestens drei Tage für die Strecke brauchen und halt in der Wüste campieren müssen. Selbst die beklagen sich über den miserablen Sprit hier. Mit dem funktioniert nicht mal ihr Benzinkocher richtig! Wir schießen noch ein paar Bilder und verabreden uns im Rumi Hostel in Buchara wo ich ein Bett reserviert habe. Gegen Mittag halte ich an einer Imbißbude an. Brauche ne Pause, was zu Essen und muss mal in den Schatten. Denn die Sonne brennt schon wieder gnadenlos auf meinen schwarzen Helm. Außerdem wäre es mal Zeit den Tank mit dem mitgebrachten Sprit aufzufüllen. Zur Sicherheit mische ich den usbekischen Schwarzmarktsprit mit einem der beiden 5 Liter Kanister die ich noch aus Kasachstan habe. Die Bayerin nimmt mir den Fraß nicht übel den ich ihr vorgesetzt habe. Sie schnurrt unbeirrt weiter...
Ich hatte mich schon auf eine entspannten Nachmittagsritt nach  Buchara gefreut als 80 Kilometer vor dem Ziel ohne Schild und Vorwarnung die Autobahn plötzlich zu Ende ist und in eine (für mich) schlechte Landstraße mündet, die wenig später wieder löchrig und uneben wird. Also wieder Slalom fahren angesagt. Ich weiß nicht wie oft ich unter dem Helm diese Scheiß-Straßen verflucht habe. Ankunft in Buchara im Rumi-Hostel deshalb ne Stunde später als das Navi ausgerechnet hat - so ist das halt in Usbekistan!

 

 Tag 34 - Mittwoch, 20.09.2017 - Buchara, Knotenpunkt der Großen Seidenstraße

Inmitten von Wüstensand liegt die Oase Buchara (usbekisch Buxoro). Baumwollfelder, Weideplätze und Obstplantagen umgeben die Stadt. 300 Tage im Jahr scheint hier die Sonne. Natürlich auch heute. Die Wasserader der Stadt ist der Fluss Serafshan, dessen Wasser restlos zur Bewässerung der Oase dient. Einst war die Stadt ein wichtiger Warenumschlagplatz der Großen Seidenstraße. Von hier aus verlaufen viele weiter Arme der Seidenstraße nach Persien, China, Indien und Russland. Einen dieser Arme bin ich praktisch seit Kiew in der Ukraine gefahren. Auch Kaufleute aus Venedig kamen hierher, um mit orientalischen Gewürzen, Seidenstoffen, Pelzen, Goldstickereien und Goldschmiedearbeiten zu handeln (O-Ton Reiseführer).
Habe heute beim Frühstück den Tourist-Guide aus Xiva hier im Ruma-Hostel wieder getroffen der mir dankenswerterweise die Bilder auf dem Moped vor der Altstadt geschossen hat. Aber kein Wunder, er hat mir das Hostel empfohlen. Die Stadt ist noch ne Spur touristischer als Xiva. Sehr viele Reisegruppen sind hier unterwegs, vor allem Franzosen kommen hierher. Hotels gibt es an jeder Straßenecke. Auch hier wie schon in Russland und Kasachstan kommen viele einheimische Leute auf mich zu und fragen: "At-Kuda?" - "Woher komm'sch?". Die Antwort lautet immer: "Germania". Leider ist nicht sehr viel mehr Unterhaltung drin bei meinen Russischkenntnissen. Wäre gut gewesen etwas mehr russisch im Vorfeld zu lernen. Denn das hätte ich seit dem 1. Reisetag in Tschechien in allen Ländern gut gebrauchen können.
Die Geschichte der Stadt Buchara erspare ich mir. Auch die Namen und Bedeutungen der Mausoleume, Moscheen oder der Burg "The Ark". Bin die meisten davon heute früh abgelaufen und habe mir das angesehen ohne mich für näheren Einzelheiten zu interessieren. Ist aber toll anzusehen. Man kommt sich vor wie in 1001 Nacht. Bekannt jedoch ist das Mausoleum Chasma-Ayub, was übersetzt „Quelle des Hiob“ bedeutet. Der Legende nach soll der Prophet Hiob an dieser Stelle der dürstenden Bevölkerung Bucharas einen Brunnen beschert haben. Den kann man auch sehen sofern das Mausoleum geöffnet ist und nicht verschlossen wie heute. Irgendwie trifft man überall diesselben Leute wieder. Auch den Holländer mit seiner Schweizerin die ich gestern auf dem Rastplatz des Highways getroffen habe laufen mir über den Weg. Fast interessanter als die vielen alten Gebäude sind die orientalischen Märkte von denen es hier auch einen gibt. Denn da spielt sich das Leben ab. Da kann es auch mal zu Auseinandersetzungen und Zankereien kommen. Sogar ne Schlägerei zwischen zwei arabischen Frauen habe ich gesehen, Faustschläge und Fusstritte ingebgriffen. Fast wie Kickboxen! Während die Männer oft in eintönigen Klamotten durch die Gegend laufen tragen die Frauen meist bunte Gewänder, ähnlich wie im indischen Rajasthan. Ne andere Frau serviert Suppen aus einem alten Kinderwagen. Ein Usbeke spricht mich in deutsch an und behauptet er hätte schon Kniegeige in Berlin gespielt. Ob's stimmt weiß ich nicht. Habe trotzdem für ein paar Euro ne CD gekauft. Es ist tagsüber sehr heiß in der Stadt. Und der Wind tut ein übriges dazu. Denn der bläst recht stark, wirbelt immer wieder den Sand auf und treibt ihn durch die Straßen und Gassen. Echt unangenehm.
Ein Paar aus der Schweiz sind heute Nachmittag im Hostel mit ihrem Camper aus Samarkand angekommen. Auch die haben meine beiden Schweizer aus Aktau am Kaspischen Meer mit ihrem Range Rover getroffen, nämlich in Dushanbe. Wie klein die Gegend hier doch ist. Die geben mir ein paar wichtige Tipps zu Samarkand, meinem nächsten Reiseziel. Auch kennen die ne Tankstelle auf der Strecke dahin.
Heute Abend ist ein weiterer Biker im Hostel angekommen, der junge Russe Vadin. Er kommt grade aus Samarkand und war vorher in Tadschikistan mit seiner 650er Suzuki V-Strom unterwegs. Er kommt aus Kaluga City, südwestlich von Moskau und spricht sehr gut englisch. Das kommt daher weil er für die dänische Niederlassung von Novo Nordisk arbeitet. Die stellen dort das Insulin für die russischen Diabetiker her. Mit ihm gehe ich heute Abend noch nen Happen essen um ihn mal über die Bikerwelt in Russland auszufragen.

 

 Tag 35 - Donnerstag, 21.09.2017 - Noch ein Tag in Buchara

Mein neuer Bikerkumpel Vadin hat's eilig, muss heim zu Frau und Kind und nächsten Mittwoch wieder arbeiten. D.h. er muss die Strecke für die ich 10 Tage gebraucht habe in 4-5 Tagen schaffen. Das nenne ich mal sportlich. Der Hostel-Manager besorgt ihm noch Sprit vom Schwarzmarkt, wir schießen noch ein paar Bilder und weg ist er. Für heute habe ich mir nicht viel vorgenommen. Am Vormittag laufe ich nochmals zur Burg "The Ark" rüber und besichtige die von Innen. Bin zwar kein Museumsgänger aber die Info's über Buchara und von der Großen Seidenstraße sind doch interessant. Nachmittags ist Siesta angesagt denn die Sonne brennt schon noch erbarmungslos über der Oase. Außerdem muss ich mal das Visier des Helms abmontieren und gründlich reinigen. Denn der Wüstenstaub hat sich auch schon zwischen Visier und Pinlock abgesetzt. Und da wäre noch der gebrochene Halter der Actioncam den man ersetzen sollte. Der wurde auch Opfer der Rüttelstraßen hier. Und die Postkarten warten auch schon seit Xiva darauf geschrieben zu werden. Es wird nicht langweilig ... Außerdem brauche ich noch Sprit heute damit ich morgen früh loskomme. Der junge Manger des Hostels hilft weiter und organisiert mir 15 Liter mit Oktanzahl 91 (wenn's stimmt).

 

 Tag 36 - Freitag, 22.09.2017 - Von Buchara nach Samarkand

Heute muss ich Abschied nehmen vom Rumi Hostel und seiner einmaligen Athmosphäre. Habe auf dierser Reise noch nirgends so viele Leute kennengelernt wie hier. Die Einrichtung des Hostels ist zwar nicht erstklassig dafür umsorgt einen die "Mama" bestens. Und jeder Abschied fällt ihr schwer, auch wenn ich nur 3 Tage hier war. Aber ich muss weiter nach Samarkand, meinem nächsten Ziel. Das sind knapp 300 Kilometer auf einer gut ausgebauten Straße, wie man mir versichert hat. Die beiden Schweizer mit ihrem Camper, die gestern von dort angekommen sind sagten mir, daß nach 220 km ne Benzintankstelle kommt. Sie haben sich die Stelle genau in die Karte eingetragen. Aber schon beim verlassen von Buchara sehe ich ne Tanke (die auch Benzin hat) auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Da hätte ich nicht lange nach Schwarzmarktbenzin suchen müssen! Im weiteren Verlauf nach Samarkand waren es noch einige mehr. Zwischen Buchara und Samarkand reiht sich Ortschaft an Ortschaft und Stadt an Stadt. Da weißt du nie genau wo die eine aufhört und die andere anfängt. Der Platz dazwischen ist meist mit riesigen Baumwollfeldern bebaut. Die Wüste habe ich also hoffentlich endlich hinter mir.
Die Straße ist auch meist in gutem Zustand und der Verkehr rollt dahin. Es hätte bestimmt ein entspannter Bikertag werden können ... wäre nicht etwa 70 Kilometer vor Samarkand ein größeres Verkehrsaufkommen. Da fahren etwa 50 leere Busse von der Polizei eskortiert hintereinander her - kein vorbeikommen. Das führt natürlich zu ner größeren Kolonne mit zähfließendem Verkehr. Bisher hatte ich auf den Schnellstraßen kaum Verkehr, in der Wüste sowieso nicht. Jetzt da ich zum erstenmal so richtig im Verkehr stecke erkenne ich die Mentalität und den Charakter der usbekischen Fahrer (es fahren fast nur Männer). Mindestens zwei drittel von denen sind Egoistn, Ignoranten, Idioten und A....l..... . Da wird im höchsten Tempo links überholt, rechts überholt, Spurwechsel ohne Blinker im Sekundentakt. Geb ich links nen halben Meter Platz drückt sich links einer rein, geb ich rechts nen halben Meter Platz drückt er sich rechts rein. Halte ich nur 20 Meter Sicherheitsabstand zum Vordermann drücken sich gleich zwei vor mich. Und schafft der Usbeke es nicht dich auf der (normalen) Straße zu überholen so wird auch schon mal die Straße neben der Straße zur Überholspur. Sprich der "heizt" im Affenzahn auf dem unbefestigten Seitenstreifen nach vorn und wirbelt eine Staubwolke auf daß du erstmal gar nichts mehr siehtst. Manche sind so dreist daß sie zwischen zwei Auto's überholen, also auf der Mittellinie und das bei 60-80 Sachen. Ich frage mich ob die das in der Fahrschule so lernen (wenn's hier überhaupt eine gibt). In Deutschland jedenfalls kommt man bei solcher Fahrweise in den Knast.
Aber wehe der Usbeke hält an und steigt aus dem Auto aus: dann ist der lammfromm, super freundlich und dein bester Kumpel.
Und trotzdem winken und hupen mir die Leute zu wenn sie an mir vorbeifahren. Die freuen sich alle daß ich bis hierhergefahren bin. Und wenn ich dann mal halte kommen sie auf mich zu und wollen alle ein Selfie. Kaum zu glauben daß das diesselben Menschen sind die wenig später in ihr Auto steigen, im Hirn den Schalter umlegen und wieder als Vollidioten durch die Gegend fahren.
Bin heilfroh als ich endlich gesund und unfallfrei in Samarkand im Amir Hostel einchecken kann. Motorradunfall und -umfaller hatte ich bisher glücklicherweise noch keinen, aber heute einen "Umleger" im Hinterhof des Hostels. Da ist es so uneben daß mir die Karre zur Seite weggekippt ist und ich sie wegen des vielen Gepäcks nicht mehr halten konnte also habe ich sie sanft auf die Seite gelegt und dann wieder aufgehoben - nix passiert!

 

 Tag 37 - Samstag, 23.09.2017 - Samarkand

Samarkand liegt ziemlich im Sdosten von Usbekistan. Von hier bis nach Afghanistan sind es nur etwa 300 km. Also nur ein "Katzensprung" nach Masar-i-Sharif oder Kunduz wo die Bundeswehr stationiert war.
Das Amir Hostel habe ich nicht von ungefhr ausgewhlt. Es hat bei Booking.com die besten Rezessionen bekommen. Und es ist tatschlich nagelneu eingerichtet. Und die haben ne groe Waschmaschine die 8kg fasst. Genau die richtige Gre um mal den Motorradkombi zu waschen. Da steckt der Sand und der Schwei der vergangenen "Wstenritte" drin. Und wenn der wie gestern schon beim Fahren riecht dann wird's allerhchste Zeit.
Die 2700 Jahre alte Stadt Samarkand an der legendren Seidensrae hat schon immer Reisende in ihren Bann gezogen und bis zum heutigen Tag nichts von ihrer Faszination verloren. Sie wurde 329 von Alexander dem Groen eingenommen und berlebte die Zerstrung von Dschingis Chan. Sehr viele, hauptschlich moslemische Architekturdenkmler sind ber die Stadt gestreut. Vor allem wenn man vor dem Registan steht hat man das Gefhl in 1001 Nacht angekommen zu sein. Der Registan ist das bekanntesten Symbol Usbekistans und ist ein geschichtstrchtiger Ort. Er gehrt zum Weltkulturerbe der UNESCO. An drei von vier Seiten sind Medresen errichtet und in deren Mitte befindet sich ein groer Platz. Medrese ist die Bezeichnung fr eine Schule, in der islamische Wissenschaften unterrichtet werden (Wiki). Fr mich sehen die alle aus wie Moscheen. Der Registan stellt sogar den Naqsh-e Jahan Platz in Esfahan in den Schatten, meinen bisherigen Favoriten in Sachen islamischer Baukunst. Direkt davor bin ich fnf lteren usbekischen Frauen in die Arme gelaufen. Eine von denen konnte sogar englisch und deutsch. Sie war frher mal Sprachlehrerin in Buchara.
Nur ein paar Hundert Meter hinter dem Registan befindet sich der Siab-Bazar. Da kann man sich gut die Zeit vertreiben, orientalische Kstlichkeiten probieren oder den Leuten beim handeln zuschauen. Habe unweit des Hostels das "Lucky Cafe" gefunden. Das ist hnlich den "Kantinen" in Russland ein Restaurant in dem man keine Speisekarte braucht sondern mit dem Tablett an der Essensausgabe vorbeigeht und sich die Gerichte nimmt die man gerne essen mchte. Bestens geeignet fr Leute wie mich die weder russisch noch usbekisch sprechen. Und Fussball schauen kann man nebenbei auch noch. Wenn auch nur englische Premiere League. Wenn man ein paar Tage hier ist sollte man unbedingt auch mal nen Sonnenuntergang am Registan einplanen, denn der wird bei Nacht echt toll beleuchtet.

 

 Tag 38 - Sonntag, 24.09.2017 - 2. Tag in Samarkand

Samarkand ist ne großflächig angelegte Stadt mit vielen Parks und Boulevards. Beste Gelegenheit für mich mal wieder etwas Sport zu treiben. Also Aufstehen um sechs Uhr gleich nach dem Sonnenaufgang und in der Kühle des Morgens ne Runde laufen zu gehen. Bin steif und ungeweglich geworden von der vielen Fahrerei.
Das Amir Hostel ist ne tolle Unterkunft. Da sitzen morgens alle Gäste zusammen beim Frühstück und werden von der jungen Wirtin bekocht. Beste Gelgenheit neue Leute kennenzulernen oder alte wiederzutreffen. So den Deutschen aus Köln der schon vor mir im Rumi Hostel in Buchara war und ein Tag vor mir von dort abgereist ist. Der ist alles was es hier in Samarkand zu sehen gibt, hat er doch irgendwas orientalisches studiert. Heute jedoch muss er Usbekistan verlassen da sein Visum abläuft. Noch am Tisch sitzt ein älteres französisches Ehepaar aus Cognac, eine Mazedonierin, eine Neuseeländerin und ein junges Paar aus Madrid. Gesprochen wird meist in englisch, manchmal deutsch oder russisch so man kann.
Wollte heute nach dem Frühsport nicht zu viel durch die Stadt gehen. Aber die noch ausstehenden Sehenswürdigkeiten (und die heißen so weil man sie wirklich gesehen haben sollte wenn man schon mal hier ist) sind doch ein paar Kilometer vom Hostel entfernt. Und Taxi gibt's bei mir im Normalfall nicht. Da wäre noch der Shakhi-Zinda Memorialkomplex, im Prinzip ein riesiger Friedhof mit Mausoleen die Moscheen gleichen wo die Großen des Landes begraben sind. Ein sehr touristischer Ort. Und natürlich der "Silk Road Bazar" den man gesehen haben muss. Auf dem Weg dorthin komme ich an einer Tankstelle vorbei die laut Beschilderung Benzin mit 80, 91 und 95!!! Oktan haben soll. 95 haben sie nicht, so der Tankwart, aber 91 kann ich haben. Habe mir den Ort im Maps.Me App markiert. Sofort nachdem ich im Hostel zurück bin schwinge ich mich auf's Moped und fahre die Bayerin dorthin. Denn, so der Hostelbesitzer, kann der gute Sprit stündlich ausverkauft sein. Und ob es wirklich 91 Oktan sind und keine 80 weiß man auch nicht. Der Tankwart hat sich auch sehr für meine BMW interessiert. Er selbst fährt ne 350er, welches Modell konnte ich nicht herausfinden. Jedenfalls konnte er kaum glauben daß es Einzylinder-Motorräder mit 650 ccm wie meine Bayerin gibt. Die wollte er unbedingt selbst mal starten und Gas geben.
Die Schweizerin Brigitte die auch zu meiner "Crossing China" Gruppe gehört hat mich heute angetextet. Sie ist grade noch in Taschkent. Und ein paar andere der Gruppe auch. Werde die wohl morgen im Art Hostel treffen. Die stecken fest denn ein Stoßdämpfer ist wohl kaputt. Sie warten auf das Paket aus der Schweiz und hoffen daß der Zoll es bald freigibt.

 

 Tag 39 - Montag, 25.09.2017 - Von Samarkand in die Hauptstadt Taschkent (km 8403)

Um es vorwegzunehmen: heute ist der erste entspannte Bikertag seit dem Verlassen von Russland! Denn die vierspurige Autobahn ist in (für mich) ordentlichem Zustand (für die Usbeken top Zustand) und ich habe keinen Stau wie vor drei Tagen. Also auch keine idiotischen , rücksichtslosen Autofahrer. Die etwas mehr als 300 Kilometer sind mit Foto- und Mittagspause in sechs Stunden gut zu bewältigen. Was mich etwas stört ist, daß es zwar Tankstellen auf dem Weg gibt, die aber alle nur 80 Oktan Benzin verkaufen. Also schütte ich den letzten Reservekanister mit dem guten 95er Sprit aus Kasachstan in den Tank um bis nach Taschkent zu kommen. Dort soll es dann mindestens 91 Okatan geben sagte man mir. Der Highway nach Taschkent führt parallel zur Grenze nach Kasachstan und liegt in einem grünen Tal. Hier sieht es fast so aus wie in der Toskana. Am Stadtrand in Taschkent angekommen fahre ich gleich die nächste Tanke an. Aber die haben nur Benzin mit 80 Oktan. Und die nächsten drei auch an denen ich anhalte. Von wegen es gibt hier mindestens 91 Oktan! Also ohne Tank auffüllen ans Tags zuvor gebuchte Art Hostel, das beste in der Stadt. Und das ist wirklich toll. Das Moped kann ich im großen Innenhof abstellen, nicht weit entfernt vom Pool, dessen Wasser jedoch schon recht kalt ist. Hier treffe ich auf weitere Teilnehmer der in drei Wochen anstehenden "Expedition durch China". Von der Schweizerin Brigitte und ihrer Begleiterin Yvonne aus England wusste ich schon daß die hier sind da sie auf neue Stoßdämpfer für ihren Mitsubishi warten. Aber auch Emeline und Hugo aus Frankreich mit ihrem Land Rover sind schon hier. Auch die warten auf Ersatzteile (für die Radaufhängung). Und nicht zu vergessen die beiden Engländer Simon und Deveena mit ihrem alten LVT-Van. Wir verstehen uns auf Anhieb ganz gut und trinken ein paar Bier zusammen. Immerhin sollten wir uns fünf Wochen lang in China nicht gegenseitig auf die Nerven gehen.

 

 Tag 40 - Dienstag, 26.09.2017 - Ruhetag in Taschkent

Die Jungs vom Art Hostel bieten ein echt klasse Frühstücksbuffet. Da lohnt es sich nicht als letzter aufzustehen um das genießen zu können. Beim anschließenden Bummel durch die Innenstadt habe ich zwar wieder keinen 91er Sprit gefunden dafür einen "Oktan-Booster" der als Additiv dem schlechten Benzin beigemischt wird um die Oktanzahl etwas zu erhöhen. Hoffentlich hilfts! Ansonsten Siesta, Urlaubsfachsimpeln mit den neuen Freunden und Ruhetag am Pool. Die beiden Engländer Simon und Deneeva sind bereits aufgebrochen Richtung Fergana Tal. Da will ich übermorgen hin. Am Abend kommt noch ein Pole mit der "jüngeren Schwester" meines Mopeds hier im Hostel an, einer BMW F650 Adventure. Der hat den Pamier Highway in Tadjikistan grade hinter sich gebracht und spricht fließend englisch. Das kommt daher, daß er jahrzehnte lang Geschäftsführer einer international tätigen Firma war und vor kurzem alles hingeschmissen hat und jetzt erstmal mit dem Motorrad in Asien tourt. Später will er mal alternativ Landwirtschaft betreiben und die Produkte selbst vermarkten. Und das nicht in Polen sondern in Süddeutschland da ihm Polen politsch zu unsicher geworden ist. Und da wäre der noch-Student Philipp aus Schleswig Holstein mit seinem Mitsubishi Pajero der für ein halbes Jahr in Russland, den Turkstaaten und Südeuropa seine Runden dreht. Auch ein deutsches Paar aus dem Allgäu habe ich hier getroffen. Heute Abend schlägt auch das Wetter um. Zum ersten mal seit Russland ist der Himmel wieder bewölkt. Wusst schon gar nicht mehr wie Wolken aussehen.

 

 Tag 41 - Mittwoch, 27.09.2017 - 2. Tag in Taschkent

Heute früh regnet es doch tatsächlich mal für ne halbe Stunde. Auch Regen hatte ich zuletezt in Russland. Nach dem Frühstück verabschiede ich mich schon mal von den beiden Franzosen Emeline und Hugo die heute ihr Ersatzteilpaket abholen können und weiter nach Dushanbe in Tadschikistan fahren. Dort treffen sie weitere Fahrzeuge aus Frankreich um den Pamir Highway zu "bezwingen". Der geht bis über 4600 Meter hoch. Oben liegt schon Schnee, also nichts für mich. In 2,5 Wochen treffen wir uns dann (hoffentlich) alle an der kirgisischen Grenze für die Durchfahrt in China.
Mein erstes Vormittagsziel ist Malika Electronics. Das ist ein großer Markt mit vielen Handy-, Computer und sonstigen Shops für Elektroartikel. Denn mein Gehäuse für die Action Cam ist kaputt. Genauer gesagt ist der Halter abgebrochen. Der wurde natürlich auch Opfer der usbekischen Straßenverhältnisse. Hinkommen will ich mit der U-Bahn. Die Bayerin hat Fahrpause verordnet bekommen. Beim Betrachten des U-Bahn Fahrplans steht ein Mann hinter mir und fragt in bestem englisch ob er weiterhelfen kann. Kann er. Und er hat den gleichen Weg. Er arbeitet für die Niederlassung der Firma Claas (landwirtschaftliche Fahrzeuge) in Taschkent und war auch schon mal in Düsseldorf. Am Elektronikmarkt habe ich Pech. Ein neues Gehäuse für mein chinesisches Fabrikat der Action Cam bekomme ich hier natürlich nicht. Gleich neben dem Elektronikmarkt steht die Minor-Moschee. Habe eigentlich jetzt schon genug von denen gesehen, eine ganz in weiß so wie diese jedoch nicht. Und noch ein Stück weiter befindet sich der Fernsehturm von Taschkent. Ne gute Möglichkeit die Stadt mal von oben zu betrachten um ne Übersicht zu bekommen. Die Fahrt nach oben ist mit 40000 Som (4,30.- Euro) auch nicht besonders teuer. Was dann doch stört ist die Tatsache daß man den Foto und das Handy unten abgeben muss, also keine Bilder von dem strategisch wichtigen Bauwerk machen darf. Was dann wiederum erlaubt ist, ist es die Bilder von einem Fotografen machen zu lassen der hier angestellt ist. Kostet nochmal 4000 Som. Wenigstens schickt der mir die Bilder dann per Mail zu. Von hier oben hat man nicht den Eindruck Taschkent wäre eine Großstadt. Skyline gibt es keine und richtige Hochhäuser eigentlich auch nicht. Die Stadt wirkt eher wie ein viel zu groß gewordenes Dorf.
Habe gestern schon gesehen daß die im Hostel Werkzeug haben, unter anderem einen Akkuschrauber. Also starte ich am Nachmittag den 4. und wahrscheinlich letzten Versuch das hintere Schutzblech wieder in Ordnung zu bringen. Wenn es jetzt wieder nicht hält fliegt es in die Tonne. Und wenn ich schon mal ne Bohrmaschine habe und kein neues Gehäuse für die Action Cam bekommen habe wird auch gleich noch das alte durchlöchert und provisorisch am Mopedhalter angeschraubt. Anschließend fahre ich die Bayerin noch zur Tankstelle um morgen früh zeitig wegzukommen. Der Oktan Booster von Mannol (deutsches Fabrikat) erhöht die Oktanzahl auch nur von 80 auf 84. Eigentlich zu wenig. Und der gute Sprit aus Kasachstan ist auch so gut wie alle. Ich muss schauen daß ich aus Usbekistan rauskomme. In Kirgistan soll es besseren geben.

 

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